vendredi 13 janvier 2017

On Top and Bottom


1. Putz or Schmuck?

Habe einen Hut gekauft und schräg aufgesetzt. Der Hut, der vor dem Kauf niemals weiß, wie er später einmal aufgesetzt wird, ließ es mit sich machen. Hüte, die sich dagegen wehren, schräg aufgesetzt zu werden – oder auch dagegen wehren, gerade aufgesetzt zu werden – müssen Gelegenheitshüte sein, die schon einmal einen Träger hatten. Es ist sehr schwer, einen gebrauchten Hut umzugewöhnen. Man sollte seinen Kopfputz oder -schmuck deshalb möglichst neu kaufen. 
Setzen Sie Ihren neuen Hut zum ersten Mal auf den Kopf, achten Sie darauf, wie er sich spontan verhält. Falls nötig, stupsen Sie ihn sanft mit den Fingern in Position. Darauf geht er normalerweise fast widerstandslos ein. Einmal am richtigen Fleck, loben Sie ihn mit einem freundlichen Klaps auf die Oberseite. Er wird sich beim nächsten Aufsetzen daran erinnern und von selbst die erwünschte Lage einnehmen. Tut er es nicht, ist der Gang zum Hutpsychologen oft die einzige Lösung.

One had this covering desire
But not one living skull to admire
Took such desire for himself
To let it flourish off-the-shelf.

Snook-cocked that pious Cavanagh lid
Those of his kith have longly donned
Fedora’s shadow cast beyond
The pale, knew how to wing it, kid.

Well, I ignore what happened after –
Behatted bodies are no laughter
Desire tends to fly away
And pates go balding anyway.


2. Touching Bottom


I touched some bottom, it
Was sweet and warm.
I had the right to touch this bottom which
Is rare, our common decency alas
Prohibiting the bulk of bottoms to one single man:

Each has to work his way downward to them
(One at a time...)
With apt remarks – but not about the bottom, God forbid!
So, to deserve the slightest one you must
Be sedulous, wordy, witty, and somewhat sly.

The lazy, mute and truthful will
Mostly stay bottomless in God’s own world.
I do not know why this is so
Nor do I know
Why I have always been this fond of touching bottom anyway.


January 13, 2017

lundi 9 janvier 2017

Dernier âge de raison

Variations sur le Vermögen

i.

Il paraît qu’est arrivé le dernier âge de raison
Quand la raison ne cède plus la place aux raisons.
– Enfin ? – Déjà ?
Je ne saurais quoi répondre.
La raison au singulier, voilà ce qu’il me faut.

Une relation monogame avec la raison
Est une relation raisonnable, je le concède volontiers.
Or, c’est à ce moment précis, la maison devenue si calme
Qu’au lieu des petits pas, dans l’escalier et partout
Cajolante, petite voix se fait entendre.
C’est une voix dedans la tête.
Raison, ça ? Ma foi, serait-ce folie ?

Nullement. Je deviens sourd, rien de plus, et
La recette du sourd c’est d’écouter la voix interne.
Non pas l’entendre – l’écouter, cher ami.
Il faut meubler, et ignorant comment bouger autrement
Je me promène dans la maison déserte
Tel un vieux chat désœuvré
Qui fait semblant d’encore explorer.
C’est que tout fait semblant ici.
Et surtout semblant de foutre le camp.


ii.

Notamment celle-là, la sexualité fait semblant de partir.
Elle ne s’en va pas, elle fait semblant
Et ça veut dire que ce qui reste d’elle – elle –
Est désormais en mauvaise disposition.
La sexualité qui est en mauvaise disposition
Est pire que celle qui s’est barrée pour de bon :
Elle est juste restée pour foutre encore le bordel.
Avant, quand elle foutait déjà le bordel, pour le moins
Elle était bien disposée, la garce.

Larkin disait qu’à un moment son don l’avait quitté.
C’est en rapport.
D’autres perdent un jour leur fortune, et là
Perdu est perdu, il n’y a pas de menace qui ne tienne.
La fortune d’avoir un don
Se perd donc pareil
Et pas pareil.

Tout ça c’est de la capacité, diras-tu. Et moi, me
Tordant les mains, éperdu je l’appelle doss gantze farmejgn...
Nos attitudes n’y changent rien :
Quoi qu’il nous arrive
Raison fait que c’est dès lors mal disposé.


5 Janvier 2017

jeudi 5 janvier 2017

Poems on a Just War

The war they fought was a just war
But they didn’t fight it in a just way.
Just wars are great rarities
And it is even rarer to fight them justly
– Maybe it never happened –
Yet most soldiers, like anyone else, try their best, so
There’s not an ounce of blame in this.

Life isn’t just fights, it is also opportunity:
This morning, still in bed reading poems
About a war I know of only by hearsay
I was touched by their plainness.
However, there is more than plainness
Since even the most well-armed survivors must know
So much more than what they’re willing to tell.

Then I put that book aside
Reflecting on youth, the poet’s
Epiphanies behind the twin guns
Or sometime afterward, who cares
And I concluded that the question of justice
Come war, come peace, might entirely depend on
One’s indulgence to not let pass.

January 5, 2017

mercredi 4 janvier 2017

I Puritani


1. Kontemplationszwang im Spätkapitalismus

Obwohl wir – möchten wir uns nicht gegenseitig umbringen – ungemein aufeinander angewiesen sind, habe ich keinerlei persönliches Verhältnis zu den anderen Autofahrern, weder auf der nächtlichen Landstraße mit nichts als deren Lichtern als Anhaltspunkten, noch etwa im Stau, Stoßstange an Stoßstange, wo man sich doch in aller Ruhe ein klein wenig näher kennenlernen könnte, denn schaue ich in den Rückspiegel, ermöglicht mir das fast eine persönliche Meinung, nur zu einem Verhältnis langt es nicht. Ich weiß nicht, was es bräuchte, damit ein solches Verhältnis zustande kommen könnte, Verkehr ist es nicht. Bloßer Verkehr führt noch zu keiner Bindung, keiner echten menschlichen Beziehung, das erkenne ich daran. Ich fühle mich ja noch einmal geborgen inmitten all der anderen Fahrzeuge und wünschte mir verkehrstechnisch eher Einsamkeit. Man ist schnell im Traumreich der Selbstbefriedigung, rote Welle hin oder her.

Um mich herum wie Drahtverhau
Aus frommer Ungeduld –
Ich stehe wieder mal im Stau;
Es ist auch meine Schuld.

So sieht es aus, das täglich Brot:
Ein Meer von Artgenossen
Anbrandend bis das Abendrot
Hat all sein Blut vergossen.

Ja, bis die Nacht in Armen hält
Als letzten Lebenszweck
Geht es mir wie dem Rest der Welt:
Wer steht, kommt nicht vom Fleck.

Uns, die wir alle durch das Öhr
Zur selben Stund wolln gehen
Erlaubt erst der Berufsverkehr
Den Himmel zu verstehen.


2. Farbskala, Gospel und Lebensfreude

Vor einigen Jahren nannte man einen solchen noch Neger, doch jetzt sehen wir auch in ihm einen Menschen, und weil dieser Mensch hinter der schwarzen Maske des Wortes „Neger“ verschwand, nennen wir ihn jetzt nicht mehr so. Wir dürfen zur Not noch rufen: Ei, du Blondschopf!“ – denn hinter der hellen Maske des Wortes „Blondschopf“ verschwindet der Mensch hierzulande nicht – aber keineswegs: „Ei, du Neger!“ Diejenigen freilich, die auch schon früher hinter dem Neger einen Menschen sahen, sind aufgeschmissen: Sie hatten damals Unrecht und haben es heute. Ich könnte als Neger nur den Kopf darüber schütteln.
Ich kannte übrigens welche, die sprachen so gut Deutsch, dass sie das Wort zum Lachen brachte. Sie hatten dann so richtig weiße Zähne in ihrem pechschwarzen Gesicht, es blitzte buchstäblich die Intelligenz hervor. Heute bringt so ein Wort niemanden mehr zum Lachen. Wir sind jetzt alle richtige Menschen dahinter geworden.

Die Amsel singt vielleicht deshalb so schön
Weil sie so schwarz ist. Auch die hellern Vögel singen
Doch Amseln scheinen etwas darzubringen
Was mit der Schwärze in Verbindung scheint zu stehn.

Im Gegenlicht sind alle Vögel gleich;
Allein die Amsel hoch auf der Antenne
Wirkt so besonders nah dem Himmelreich –
Die Amsel, oder was ich eben „Amsel“ nenne.

Ist es das schwarze Kleid, was ernsthaft macht?
Die Amsel kümmerts nicht, sie singt im Abendrot
Und ist verschwunden, kommt die Nacht;
Ernsthaftigkeit ist hierbei kein Gebot.


3. Januar 2017