lundi 19 janvier 2009

Anderswo ausgeschieden 2 - Außer Konkurrenz

Wurde nicht aufgenommen in meine kleine Gedichtsammlung „Anderswo ist auch Natur", die als Hörbuch bei Aton+HRM erhältlich ist.

Weil es im Teich zwar viel Geflecht,
Doch keinen rechten Hecht nicht gab,
War dort ein Karpfenknilch der Hecht
Und brachte Hinz und Kunz auf Trab.

Solange nur ein Karpfen tut,
Als sei er Hecht im Karpfenteich,
Macht das zwar nicht den Teich kaputt,
Jedoch für Wirbel, dafür reicht's.

War zwar ein falscher Hecht der Karpf
–– Milchzähnchen hinter Pustebacken ––
Doch meinte, dass er alles darpf –
Vor allem, sinnlos Wellen schlagen!

'Nen Hecht in diesen Teich zu setzen
Stand sicher niemals zur Debatte;
Wodurch er, dieser Ekelfetzen,
Noch lang den Hecht zu spielen hatte.

25. Februar 2008

samedi 17 janvier 2009

Drei Gleichnisse aus dem Monoprix


1. Das Monoprix-Gleichnis von Vincennes


Der Monoprix von Vincennes ist an einer Stelle, an der diese Supermärkte meistens einen Spiegel haben, offen, man kann auf die andere Seite sehen. Es ist mir mehrmals passiert, dass mir jemand entgegenkam und ich mir sagte: Seltsam, so sehe ich aber nicht aus! Ich bin mir in Supermärkten seither nie mehr so richtig sicher und stelle mir auch überhaupt Fragen über mangelnde Verspiegelung.
Ich vermute ja nun, dass auch der Himmel offen ist, und käme ich hinein, fürchte ich, würde ich mich auch nicht wiedererkennen. Man muss wirklich aufpassen, wenn man sich nicht selbst entgegenkommt.


2. Das Monoprix-Gleichnis von Montreuil

Als Aasfresser muss man im Monoprix von Montreuil immer aufpassen, dass man nicht ganz schlimm krank wird. Man muss sich beeilen, darf bei keiner Entscheidung auch nur ein klein wenig Zeit verlieren, denn der Bereich, in dem die Metzgereiprodukte ausliegen, ist stark unterkühlt, man denkt sich: Vorsicht, so halten sie ihr Fleisch möglichst lange jung! Man kann in diesem klirrenden Leichenschauhaus das vergammelte dann gar nicht mehr vom frischen unterscheiden.
Kälte ist ein billiger Gleichmacher. Dieser Monoprix überzeugt mich davon, dass überall nur gekühlt wird, um zu sparen. Doch hält sich auf Eis das Tote nur scheinbar etwas länger am Leben, begegnet das leichtgeschürzte Lebende dort tatsächlich seinem Tod.


3. Das Monoprix-Gleichnis des II. Arrondissements

In den verhältnismässig teuren Monoprix-Supermärkten trifft, namentlich in der noblen pariser Innenstadt, der müde Besserverdienende, der direkt aus seinem Büro kommt, am Abend auf ein selbstbewusstes Völkchen gepiercter Sozialhilfeempfänger, das seine Kaufkraft lieber hier ausgibt als bei Lidl, zu dem es sich in etwas ärmere Viertel bemühen müsste. Aber ein Recht auf Eleganz hat schließlich jeder. Ich gehöre weder zu der einen, noch zu der anderen Kategorie, ich weiß auch nicht, wer mir näher steht, gesellschaftlich, gedanklich und gefühlsmäßig, ich fühle mich in gemischter Gesellschaft immer etwas verwirrt, verlasse die Läden meist wieder, ohne etwas gekauft zu haben. Ich sage mir: Hätte ich ein Publikum für meine kleine Literatur, wollte ich es lieber nicht kennenlernen...

16. Januar 2009

vendredi 16 janvier 2009

Anderswo ausgeschieden 1 - Noch so ein Problem, Bär!

Wurde nicht aufgenommen in meine kleine Gedichtsammlung „Anderswo ist auch Natur", die als Hörbuch bei Aton+HRM erhältlich ist.

Im Tierpark von Herrn Hagenbeck
Beklagt sich Mark, der Kragenbär:
„Man nennt mich hier den Kinderschreck
Dabei lieb ich die Kleinen sehr.”

Es krächzt die Eule Emma aus
Athen von ihrem Vogelhaus:
Wer nennt Sie hier 'nen Kinderschreck
Mark Kragenbär von Hagenbeck?
Ich hab auch Ohren mitbekommen
Und so etwas noch nie vernommen.
Doch schaun Sie mal den Kragen an,
Da hängt was Gelbes vorne dran!”

Giraffe Gudrun, der Bär Mark
Seit langem schon den Kopf verdreht
(Und zwar weil sie auf Schlipse steht
Wie vorn an Mark der Sabberlatz)
Beruhigt ihn: „Ist doch nur Quark –
Die Eule hat 'ne Meise, Schatz!”

So hält sich Mark, der Kragenbär
Im Tierpark von Herrn Hagenbeck,
Noch heute für 'nen Kinderschreck,
Doch merkt nicht mal, dass in der Tat
Er vorn was Gelbes baumeln hat
...Was zwar die Kleinen kaum geniert
Doch Eulenaugen echt schockiert.

20. Februar 2008

mercredi 7 janvier 2009

Gleich fliegen die Flamingos davon


Es ist nicht die Schuld der Flamingos, dass sie wenig mehr als freilebende Wellensittiche sind.

So etwas wie eine tierische Yuccapalme zu sein - diese Yuccapalme, die im Lebensraum des Zivilisierten den Gummibaum ersetzt hat und das historische Usambaraveilchen - ist traurig, aber wahr. Deshalb sehen wir manche Tiere auch von recht nahe.

Einmal in unseren Gefilden angekommen, bleibt keiner lange exotisch. Man atmet unsere verpestete Luft und bekommt in Stubenwärme und gewisser Gemütlichkeit umgehend die Räude des Gewöhnlichen verpasst. Wer denkt noch an die Eukalyptussavanne, sieht oder hört er einen Wellensittich? Dem Tierchen dürfte es gelegen kommen, nicht mehr allzu entfremdet zu sein; der kleine Liebling mit dem Migrantenhintergrund hat sich eingelebt und pickt zur Sicherheit die bewährten Jod-S11-Körnchen. Der Federschmuck, den er nach wie vor trägt, beeindruckt erwachsene Menschen allerdings nicht mehr, er hat einen staubigen Hauch von altem Spielzeug, und die tarnende Kriegsbemalung ist auch sinnlos geworden. Obschon unfreiwillig zugeflogen, fügte sich der Sittich sofort in die trübste Wohnzimmeratmosphäre ein. Auch wenn er ihn nicht unbedingt gesucht hatte, so fand er, wie wir, doch den Weg aus der Wildnis, und das büßt er nun mit ästhetischer Verkümmerung. Er interessiert nur noch Kinder oder einsame alte Leute.

Zumindest in dieser einen Hinsicht sind Flamingos doch noch andere Vögel: solche, die nach wie vor bei jedem ein gewisses Fernweh hervorrufen, und sei es auch wiederum nur das nach einem Florida, das so traumhaft ist, wie es eben ein Bildschirm erscheinen lassen mag.

Die ungebändigten schlanken Schönheiten, die wir hier bei Narbonne vor industriellem Hintergrund versammelt sehen, heben jetzt gleich ab und drehen dann noch eine kurze Runde, bevor sie sich an praktisch derselben Stelle wieder zu uns herablassen. Weiter wollen auch sie nicht.

Für uns, die wir hintereinander am Randstreifen parkten und Seite an Seite, gleich Japanern oder Spatzen auf einem Leitungsdraht, mit Digitalgeräten den Schwarm noch etwas näher an uns heranzoomten, war es aber doch ein unerwartetes Erlebnis. Man verlangt ja nicht viel von seiner Umgebung, nicht mehr jedenfalls als Wellensittiche oder diese Flamingos, die für den einheimischen Muschelzüchter vielleicht fast so etwas wie rosarotes Ungeziefer darstellen.

7. Januar 2009